Ein Geben und Nehmen
Im Potsdamer Ferienprojekt „Was ist denn heut bei FUNDUS los?“ wurden 16 Kinder zu Geschichtenentdeckern. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten – auch für die Ehrenamtlichen, die das Projekt tatkräftig unterstützten.

Buntes Stimmengewirr erfüllt an diesem sonnigen Tag im Juli die Gartenanlage von Schloss Babelsberg in Potsdam. 16 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren durchkämmen den Park, zunächst auf der Jagd nach besonderen Bildmotiven, die sie mit ihren Tablets einfangen, und dann auf der Suche nach einem versteckten Schatz. Als sie fündig werden, ist das Staunen groß: Aus der kleinen Truhe holen sie geheimnisvolle Gegenstände aus einer anderen Zeit, darunter eine Botschaft, ein Schlüssel, ein Fächer. Die Entdeckung wird die Kinder eine Woche lang beschäftigen und zu fantasievollen Geschichten, Collagen und Stummfilmszenen inspirieren. Eine aufregende Zeit, die den Jungen und Mädchen ebenso im Gedächtnis bleiben wird wie den Erwachsenen, die das kreative Leseförderungsprojekt „Was ist denn heut bei FUNDUS los?“ geplant, umgesetzt und begleitet haben. Dazu gehörten neben Literatur-, Foto- und Filmprofis auch engagierte Ehrenamtliche.
Mit Freude dabei
„Für diese Projekte ist ehrenamtliche Unterstützung einfach unheimlich wichtig“, sagt Projektleiter Ronald Gohr, Fachlektor Jugend an der Stadt- und Landesbibliothek im Bildungsforum Potsdam. Die Bibliothek hat gemeinsam mit Partnern bereits mehrfach „Kultur macht stark“-Projekte durchgeführt. Gohr weiß: „Bei der Betreuung der Kinder zählt jede helfende Hand.“ Doch die ehrenamtliche Unterstützung beschränkt sich nicht allein auf organisatorische Zuarbeit. Der Bibliothekar schätzt auch den inhaltlichen Austausch mit den Ehrenamtlichen, die eine eigene Meinung und frische Ideen einbringen. So auch beim diesjährigen Sommerferienprojekt, bei dem Horterzieherin Monika Wegener und die angehende Erzieherin Kerstin Eipel ehrenamtlich mithalfen. Beide kamen über den Fröbelhort „Sausewind“, einen der Bündnispartner, zum Projekt. „Die Leiterin fragte mich, ob ich Lust hätte, nach meinem Praktikum im Hort beim Ferienprojekt mitzumachen“, erzählt die 28-jährige Kerstin Eipel. „Ich war neugierig zu sehen, wie das Projekt abläuft und froh, weiter mit den Kindern zu arbeiten.“
Dass die Ehrenamtlichen viel aus den Projekten mitnehmen, wird auch bei der gemeinsamen Auswertung im Nachgang deutlich. „Wir erhalten oft die Rückmeldung, dass die Ehrenamtlichen viel gelernt haben, ob über den Einsatz digitaler Medien in der Leseförderung oder die pädagogische Arbeit mit den Kindern, von denen viele Migrations- oder Fluchthintergrund haben“, berichtet Gohr. „Es ist wirklich ein Geben und Nehmen.“ Auch Eipel schwärmt im Rückblick: „Die gute Zusammenarbeit im Team, das tolle Ergebnis und die tägliche Begeisterung der Kinder: Dafür hat sich der Einsatz gelohnt. Ich war jeden Tag mit Freude dabei.“
Hinter den Kulissen – und davor
Neben den Betreuerinnen, die die Kinder bei ihrer Entdeckungsreise begleitet haben, leisteten im Hintergrund auch die Mitglieder der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft e. V. einen ehrenamtlichen Beitrag zum Projekt. Der Förderverein übernahm die Abrechnung für das Projekt – eine wichtige Aufgabe, die bei den Mitgliedern, größtenteils Seniorinnen und Senioren, in guten Händen ist. Der Vorsitzende des Fördervereins Dr. Jochen Kranert unterstützte außerdem bei der Betreuung der Kinder. „Es ist schön zu sehen, wie begeistert die Kinder bei der Sache sind, wie sie kreativ mit modernen Medien umgehen, sich gleichzeitig aber auch für die Geschichte des Schlosses Babelsberg interessieren“, sagt der 80-jährige Bibliothekar im Ruhestand.
Im September kamen alle Mitwirkenden und die Familien der Kinder zur feierlichen Präsentation des Projektfilms und des Buchs mit den Geschichten und Illustrationen der Kinder in der Bibliothek zusammen. Auch die Ehrenamtlichen erhielten ein Buchexemplar – und explizite Dankesworte von den Eltern für die liebevolle Betreuung. „Das ganze Projekt war eine runde Sache“, freut sich Gohr, der die Projektidee daher anderen Einrichtungen bundesweit zur Nachahmung ans Herz legen möchte. Das wünschen sich auch die Potsdamer Kinder. Denn ihre Geschichten haben ein offenes Ende – und sie brennen darauf, zu lesen, wie sie an anderen Orten weitergeschrieben werden.