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Film ab! – für die Demokratie

Beim Projekt „Kindernachrichten – Wie funktioniert Demokratie?“ produzierten 20 Kinder und Jugendliche in den Osterferien ihre eigene Sendung. Das Ergebnis war so hervorragend, dass ihr Film das Kinder Kurzfilmfestival KUKI in Berlin eröffnete.

Wie begeistert man Kinder und Jugendliche für Politik? Indem sie mit eigenen Nachrichten auf Sendung gehen. Bei dem Projekt „Kindernachrichten – Wie funktioniert Demokratie?“ trafen in den Osterferien 2021 zwanzig Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren aus Berlin-Neukölln zusammen. Sie produzierten im Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. eine moderierte Nachrichtensendung. Gefördert wurde das Projekt über das Programm „Movies in Motion – mit Film bewegen“ des Bundesverbands Jugend und Film im Rahmen von „Kultur macht stark“. Weitere Bündnispartner neben dem Nachbarschaftsheim waren der Verein „HaBer project“, der Bildungsarbeit mit künstlerischen Mitteln anbietet, sowie die „tandem BTL gGmbH“, die sich berlinweit in der Schulsozialarbeit engagiert, unter anderem auch in Neukölln.

„Wir kennen uns untereinander gut und arbeiten vertrauensvoll zusammen“, sagt Christian Hörr, Sozialpädagoge im Nachbarschaftsheim Neukölln. Neben Christian Hörr waren mit Antigoni Ntonti, Ugur-Can Bozkir und dem Filmexperten Christian Schneider Dozenten im Team, die neben sozialpädagogischer Erfahrung vor allem Qualifikationen in den darstellenden Künsten und der bildenden Kunst vorweisen können. Christian Hörr hat gemeinsam mit Susanne Gross, Vorständin im Verein „HaBer project“, das Konzept der Filmbildung als wichtigen Ansatz für die politische Bildungsarbeit entwickelt. „Mit dem Medium Film gelingt es, Kindern und Jugendlichen auf attraktive Art und Weise theoretische Themen näherzubringen. Sie werden zu Macherinnen und Machern, probieren ihre Ideen aus und verwirklichen sich selbst“, erläutert Christian Hörr. Je nach eigenen Vorlieben und Talenten wurden die Teilnehmenden vor oder hinter der Kamera aktiv: als Schauspielerinnen, Kulissenbauer, Moderator oder Kamerafrau. Das Nachbarschaftsheim Neukölln war die zentrale Anlaufstelle. Von dort schwärmten die Kinder für ihre Interviews und Reportagen aus in den Kiez. Dort konnten sie sich kreativ entfalten, begleitet von einem Team, das neben der sozialpädagogischen Erfahrung vor allem Qualifikationen in Film, Schauspiel- und künstlerischem Gestalten mitbrachte.

Schon die Stimmen der Jüngsten sollen gehört werden

Für ihre Kindernachrichtensendung haben sich die Teilnehmenden ausführlich mit der Demokratie und dem freien und gerechten Zusammenleben beschäftigt. Dafür wurden vier Gruppen nach Alter, Freundschaften, Geschwisterkonstellationen und Wünschen der Kinder zusammengestellt. Es gab eine jüngere Gruppe für die Acht- bis Elfjährigen und eine Gruppe für die Älteren, damit die Themen altersgerecht behandelt werden konnten. Alle gingen den Fragen nach, wie und wo in Deutschland Demokratie praktiziert wird, wer daran beteiligt ist und auch, welche anderen Regierungsformen es gibt. „Uns war dabei wichtig zu vermitteln, dass auch junge Menschen Politik und Gesellschaft mitgestalten können“, sagt Christian Hörr. Bei den Kindern und Jugendlichen entstand der Plan, einen Kinderrat im Nachbarschaftsheim Neukölln einzurichten und darüber einen Beitrag für die Kindernachrichten zu senden. Sie verständigten sich auch über den Inhalt der weiteren Nachrichtenblöcke und entwickelten ein Drehbuch.

Fünf Kinder in kleinem Nachrichtenstudio
Teamarbeit ist angesagt beim Projekt „Kindernachrichten – Wie funktioniert Demokratie?“ in Berlin-Neukölln © Nachbarschaftsheim Neukölln e.V.

Medium Film fasziniert Kinder und Jugendliche

Dafür beschäftigten sie sich mit dem Aufbau von Geschichten, überlegten sich Einleitungen und wie man wichtige Aspekte sortiert, bevor man sie erzählt. Dann wagten sie sich an Reportagen und eigene kurze Beiträge. Wer lieber im Hintergrund agieren wollte, bastelte mit Antigoni Ntonti und Ugur-Can Bozkir Kulissen oder machte sich Gedanken über passende Kostüme. Großen Spaß hatten alle daran, sich in der Schauspielerei auszuprobieren und ihren Körper und ihre Stimme vor der Kamera einzusetzen. „Das Medium Film übt eine riesige Faszination auf Kinder und Jugendliche aus, zumal wenn sie selbst etwas produzieren können“, sagt Christan Hörr. Der Filmemacher Christian Schneider hat die Teilnehmenden für die Drehs technisch und organisatorisch vorbereitet, sie kennen sich jetzt prima mit den Grundprinzipien der Bildgestaltung, Green Box (Positionierung einer Person vor einem gleichmäßig ausgeleuchteten Hintergrund, damit mit einer Software ein neuer digitaler Hintergrund eingefügt werden kann) und filmischen Inszenierungsmöglichkeiten aus.

Allerhöchstes Lob von den ZDF-Kindernachrichten-Profis

Das Ergebnis hat die Erwartungen aller Teilnehmenden übertroffen. Die Themen Mitbestimmung und Mitgestaltung sind für die Kinder und Jugendlichen hochaktuell, denn sie haben sehr wohl zu gesellschaftlichen Themen wie Klimawandel oder Umgang mit der Coronapandemie eine Meinung und wollen diese auch gehört wissen. So haben sie der Redaktion der ZDF-Kindernachrichten „Logo!“ das Video gesendet. Von dort kam allerhöchstes Lob – quasi ein Ritterschlag für die Macherinnen und Macher der „News aus Neukölln“: Spannend und unterhaltsam sei das wichtige Thema Demokratie vermittelt worden und es gab ein Kompliment für die Moderation und die Schauspielleistung.

Nicht nur die Profis aus dem ZDF-Nachrichtenstudio waren begeistert von den Kindernachrichten. Auch die Lehrerinnen und Lehrer der beteiligten Kinder und Jugendlichen zeigten großes Interesse am Ergebnis dieses Ferienprojektes und gratulierten der Filmcrew zu ihrer Leistung. „Dieses Erfolgserlebnis ist unbezahlbar“, sagt Christian Hörr. „Die Kinder und Jugendlichen sind sehr stolz auf ihr Produkt und haben den Film in ihren Klassen vorgeführt.“

Feste Regeln wurden schließlich angenommen

Noch vor dem Projekt hätte sich niemand aus der Gruppe der Teilnehmenden zugetraut, selbst eine Nachrichtensendung zu produzieren. Dementsprechend ist ihr Selbstvertrauen enorm gewachsen. „Das ist wichtig bei unseren Kindern und Jugendlichen im Kiez. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund, befinden sich oft in schwierigen Lebenssituationen und haben kaum Zugang zu kulturellen Angeboten“, schildert Christian Hörr. Die Teilnehmenden am Feriencamp haben im Laufe des Projekts übrigens auch erfahren, dass zum Gemeinschaftsprojekt Film neben technischen und künstlerischen Kompetenzen auch so grundlegende Fähigkeiten wie Pünktlichkeit, Konzentration, Ausdauer und Rücksichtnahme gehören. Wer anfangs mit festen Strukturen und Regeln große Probleme hatte, konnte sie schließlich doch annehmen und zum gemeinsamen Erfolg beitragen.

Eine weitere Auszeichnung für die Qualität der Kindernachrichten aus Neukölln war, dass das Video auch die Jury des 14. Internationalen Kinder Kurzfilmfestivals (KUKI) überzeugt hat. Mit ihm wurde das Festival in Berlin im November 2021 eröffnet.

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Das Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. wurde zum Nachrichtenstudio für das Projekt „Kindernachrichten aus Neukölln“. Der Berliner Filmemacher Christian Schneider hat seine technische Ausstattung zur Verfügung gestellt. Das Projekt wurde gefördert über das „Kultur-macht-stark“-Programm „Movies in Motion - mit Film bewegen" des Bundesverbands Jugend und Film mit Mitteln. Weitere Bündnispartner waren der Verein „HaBer project“ sowie die „tandem BTL gGmbH“, die berlinweit Schulsozialarbeit leistet. Der Film eröffnete im November 2021 das KUKI 2021, das 14. Internationale Junge Kurzfilmfestival in Berlin.