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Unterwegs im Wald: Grundschulkinder in Berlin werden in den Ferien „baumschlau“

Bäume und Wälder – sie schenken uns Ruhe, Erholung und frische Luft. Aber welche Namen, Blätter und Früchte tragen sie? Was gibt es im Wald noch zu erkunden? Das Projekt „baumschlau“ begleitet Kinder mit all ihren Fragen auf eine Entdeckungstour in den Wald. 

Notizhefte auf dem Boden mit getrockneten Blättern und Blumen, daneben Kinderhände.
© baumschlau e. V.

Zu Beginn sind es die Fragen der eigenen Tochter, die den Industriedesigner Volker Schneider 2004 dazu bewegen, sich intensiv mit dem Thema Wald zu beschäftigen. Die hartnäckigen Fragen nach Baumnamen, nach Blättern, nach Insekten. Er weiß damals auch nicht genau, was ein Eichenprozessionsspinner ist. Aber er will diese Fragen nicht nur beantworten, er will zeigen, erklären, einen Zugang schaffen. Über die Jahre lässt er viele Kinder zu Entdeckern werden, damit sie eigenständig begreifen, fühlen, vermessen und lernen. Abseits der Schule und abseits der Stadt. Dieser Plan stößt „auf fruchtbaren Boden“.

Eine Idee zieht Kreise

Volker Schneider engagiert sich erst an der Schule der Tochter und entschließt sich bald, einen Verein zu gründen. Die ersten Angebote des Vereins baumschlau e.V. stoßen auf großen Zuspruch. Als Volker Schneider von „Kultur macht stark“ erfährt, entsteht schnell die Idee, sich mit der Grün Berlin GmbH und der Schönberger Teltow-Grundschule zu einem Bündnis zusammenzutun. Gemeinsam machen es die Partner für noch mehr Kinder möglich, die Wälder rund um die Hauptstadt zu entdecken. In Erkundungswochen werden in diesem Jahr zum Beispiel auch Flüsse und Ufer in Wäldern untersucht. Mit Proben und Experimenten finden die jungen Teilnehmenden Bakterienarten, die beim Reinigen von Abwasser helfen. Volker Schneider resümiert: „Insgesamt haben wir inzwischen schon viele hundert Kinder mit in den Wald genommen.“

Das besondere Ferienerlebnis

Keine weite Anreise, kein teures Ferienprogramm und dennoch jede Menge Eindrücke erwarten die Kinder im Grundschulalter, die das von „Kultur macht stark“ geförderte Ferienprogramm begeistert annehmen. In der Ferienwoche können zwölf Kinder an fünf Tagen mit jeweils zwei Fachkräften Ausflüge in die Berliner Stadtnatur erleben. Dabei gelangen sie an eine nahezu unbekannte Schlucht inmitten der Stadt oder entdecken ein sumpfiges Gelände mit seiner besonderen Flora und Fauna. Vor allem erleben sie jede Menge Freiraum, selbst auf Dinge zu stoßen: Sie lernen Bäume und wild wachsende Pflanzen kennen, kleben ihre Funde in Hefte ein und erstellen kleine Herbarien.

Kinder stehen in einem Kreis um selbst gebastelete Werke aus Stöcken und Gräsern.
© baumschlau e. V.

Lernen am Lernort Natur

Dass Lernen nicht nur in der Schule, sondern innerhalb von Gemeinschaft geschieht, davon ist Volker Schneider überzeugt: „Wir wollen bei den Kindern vor allem den Spaß an der Natur wecken. Ich stelle immer wieder fest: Das Wissen vermittelt sich fast nebenbei. Kinder wollen von Natur aus lernen.“ Sein Engagement erfährt breite Unterstützung. Für „Kultur macht stark“ arbeitet der baumschlau e.V. mit der Grün Berlin GmbH sowie der Schöneberger Teltow-Gundschule zusammen, eine Schule mit einem relativ hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Die Grün Berlin GmbH verwaltet zahlreiche Parks, stellt sie als Treffpunkt für die Ausflüge bereit und unterstützt das Projekt auch kommunikativ. Auch die Eltern gehen häufig danach privat mit ihren Kindern auf Entdeckungstour und lernen so wiederum von ihnen. Ein Projekt, das nachhaltig wirkt und alle begeistert. „Gerade zu Pandemiezeiten wurden uns die Türen eingerannt. Alles war geschlossen, aber wir konnten uns weiterhin treffen.“

Der beste Abenteuerspielplatz

Manchmal, so beschreibt Volker Schneider, werde er gefragt, warum das Projekt denn „baumschlau“ heiße, wo es doch gar nicht nur um Bäume gehe. Der Wald sei jedoch vielmehr eine Kulisse für viele mögliche Erlebnisse. An einem Tag erfinden die Kinder ein Quiz, stellen sich gegenseitig Fragen wie „Welche Pflanze erzeugt Schaum?“ (das Wiesenschaumkraut), an einem anderen Tag bauen sie ein Floß. Sie lernen, dass die Äste von Weiden besonders biegsam sind, dass die Schlingpflanzen des Flusses sich perfekt zum Binden und Verknoten eignen, aber auch: Dass es mindestenes genauso viel Spaß macht, sollte das Floß wackeln, einfach ins Wasser zu springen oder sich danach beim gemeinsamen Picknick zu stärken. Oder sie ziehen mit Teststreifen los und messen die Wasserqualität. Sie finden heraus: Ist das Wasser alkalisch oder sauer? „Nein, nur um Bäume geht es bei uns nicht. Mit dem Ferienprogramm machen wir Vorfreude auf Natur. Die hält länger an, manchmal ein Leben lang.“ – ein Ausblick, der Volker Schneiders inzwischen erwachsene Tochter mit Sicherheit freut.

Kinder stehen vor einem Zelt aus Stöcken
© baumschlau e. V.

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Volker Schneider ist Geschäftsführer des baumschlau e.V. und Leiter des gleichnamigen „Kultur macht stark“-Projektes. Seit 2019 erfreuen sich die Ferienprogramme zur Erkundung von Wald und Natur großer Beliebtheit und werden auch in der dritten Förderphase weiterhin angeboten.
Die Bündnispartner sind die Teltow-Grundschule sowie die Grün Berlin GmbH -
gefördert wird das Projekt durch den Programmpartner Spielmobile e.V.
Einblicke ins Projekt auch unter: www.baumschlau.de