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Popmusik im Baukastenprinzip

Über Popmusik die Kompetenzen und Interessen von Kindern und Jugendlichen stärken – das möchte der Bundesverband Popularmusik e.V. In verschiedenen Formaten können sich Bündnisse in Projekten des „Kultur macht stark“-Programmpartners engagieren.

Der 2012 in Hamburg gegründete Bundesverband Popularmusik e.V. fördert als Programmpartner im Rahmen von „Kultur macht stark“ Projekte, die sich um Popularmusik in all ihren Facetten drehen. Der Verband zählt 32 bundesweite Mitglieder und sein Angebot reicht vom Instrumente-kennenlernen bis zur Bandarbeit, von Performances bis zu Podcasts und von Musicals bis zu Musikvideos. Mittlerweile hat der Verband seinen Sitz in Rostock und ist seit 2013 bei „Kultur macht stark“ unter dem Titel „Pop To Go – unterwegs im Leben“ dabei.

Niedrigschwelliger Zugang zu Formaten

Für Christa Dziallas, Projektleiterin und Antragsberaterin bei „Pop To Go“, ist einer der Pluspunkte der angebotenen Formate der niedrigschwellige Zugang für die Bündnispartner sowie für die Kinder und Jugendlichen, die sich in der Regel in der Altersspanne von sieben bis 18 Jahren befinden. „Wir bieten fünf Formate an, zwischen denen die Bündnisse wählen können“, erklärt Christa Dziallas. Das „Pop To go“-Format „Open Up“ ist ein Schnupperangebot, bei dem Bündnisse sich mit Schnupperkursen ausprobieren können und ein erstes Interesse an Popkultur und Popularmusik bei Kindern und Jugendlichen wecken können. „In der Regel umfassen die Schnupperangebote von ,Open Up‘ circa vier Stunden“, klärt die Projektleiterin auf. Inhaltlich wird „Open Up“ häufig so ausgestaltet, dass auf den Besuch eines Mitmachkonzertes Workshops folgen. In diesen geht es vor allem um die Selbsterfahrung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: bewusst Musik hören und die eigenen Empfindungen dabei wahrnehmen, mitsingen, sich zu den Klängen bewegen sowie Instrumente und Technik ausprobieren.

Neue Bündnisse abholen

Ein ebenfalls für neuere Bündnisse und erste Projektarbeiten geeignetes Format ist „Pop To Go Creative“. „Es ist etwas umfassender als ,Open Up‘ und dauert meist 24 Stunden, die am Wochenende, in den Ferien oder im Freizeitbereich unter der Woche genutzt werden können“, beschreibt Christa Dziallas. Individuelle Interessen und Neigungen werden im „Creative“ ausgelotet – ein kreatives Endprodukt im Musik- oder Mediabereich ist das Ziel des Workshops. „Das kann eine Soundcollage, ein einfaches Musikvideo oder ein Song auf einer selbst gestalteten Bühne sein.“ Für größere Produktionen wie Musicals oder eigene Events kann im Format „Work Out Camp“ für 48 Stunden in den Ferien gearbeitet werden. Als Bündnispartner eigne sich hier zum Beispiel auch ein Lokalradio, mit dessen Hilfe eine Making-of-Reportage, ein Podcast oder ein Videocast entstehen könne. Technisch oder handwerklich versierte Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer wiederum dürfen sich laut Christa Dziallas im Bühnenbereich austoben: Sie können die Bühnendekoration gestalten, schneidern oder schreinern, sind für den Aufbau der Veranstaltungstechnik oder das Catering verantwortlich.

Popularmusik führt jüngere und ältere Teilnehmende zusammen

Dabei seien die „Pop To Go“-Angebote durchaus für altersgemischte Gruppen geeignet, meint Christa Dziallas: „Die Jüngeren profitieren von den Älteren und andersherum.“ Zudem könne in den Projekten beobachtet werden, dass jüngere Teilnehmende meist noch offener in ihren Musikpräferenzen seien als ältere, jugendliche Teilnehmende, bei denen ein gewisser „Coolness-Faktor“ schon stärker ausgeprägt sei.

„Work out Line“ für neue und erfahrene Bündnisse

Ein weitergehendes Format ist „Work Out Line“, das im Zeitraum eines halben Jahres stattfindet. Es ist das beliebteste Format und eignet sich, um Gruppen, zum Beispiel Bands, aufzubauen und zu begleiten. Es kann als Übungsformat für die Vorbereitung einer Bühnenshow genutzt werden, die dann im Format ,On Stage` erste Bühnenerfahrungen ermöglicht. „Unsere Formate orientieren sich an einem Baukastenprinzip“, erklärt die Projektleiterin. „Anträge bei ,Pop To Go‘ können mehrmals im Jahr gestellt werden. Die Projekte können nicht überjährig laufen, sondern nur innerhalb eines Kalenderjahres. Bündnisse können dabei verschiedene Formate planen, die gut zusammenpassen oder aber sie probieren das erste Mal ein Format aus und schließen im nächsten Jahr weitere Formate daran an.“ Das habe den Vorteil, dass Projekte sich weiterentwickeln und wachsen könnten.

Jugendliche spielen ein Konzert. Dieses wird aufgezeichnet.
Ein digitales Konzert organisieren konnten die Jugendlichen im Bremer Projekt „Das Leben ist (k)ein Wunschkonzert“ © Die Friese e.V.

Sing like a Popstar

Eine solche Weiterentwicklung gab es zum Beispiel bei einem noch recht jungen Bündnis mit dem Projekt „Sing like a Popstar“, das sich im letzten Jahr in Bayern im ländlichen Raum in Hauzenberg zusammengeschlossen hat. Zusammengekommen sind dafür die Bündnispartner Alpha4u – das Bildungsinstitut e.V., ein Verein, der schulunterstützende Bildungsangebote anbietet, die Stadt Hauzenberg und der Förderverein „Sonderpädagogisches Zentrum Hauzenberg“. Das inklusive Projekt konnte laut Christa Dziallas „tolle Effekt in einer kleinen Region bewirken, in der es sonst nicht so viele popkulturelle Angebote gibt“. „Sing like a Popstar“ war als zweitägiger Workshop, sprich als „Creative“ für 14 Elf- bis 15-jährige Heranwachsende konzipiert. In dem Projekt haben die Kinder anhand ihrer Lieblingsmusik auf YouTube Songs mit zwei professionellen Musikern einstudiert. Sie erhielten Kleingruppencoaching für ihre Stimme und Performance. Das Ganze ist so gut angekommen, dass das Projekt dieses Jahr zu „Sing your Song“, einem „On Stage“-Angebot, erweitert wurde und die Lieder nun als Konzert auf die Bühne gebracht werden.

Das Bremer Projekt „Das Leben ist (k)ein Wunschkonzert“ wiederum war letztes Jahr als „Work Out Line“, sprich als Jahreskurs für 14- bis 18-Jährige angelegt. Das Jugendzentrum Die Friese e.V, das Kulturzentrum Schlachthof e.V., die Gesamtschule Mitte und die Oberschule am Waller Ring haben in diesem Projekt mit den Jugendlichen ein digitales Konzert mit Bands ihrer Altersgruppe organisiert. „Dafür mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen zusammenarbeiten und sich unterschiedliche Kompetenzen aneignen. Es war PR-, Technik- und Organisationsgeschick gefragt.“

Für potenzielle Bündnisse bietet der Bundesverband regelmäßig Infoveranstaltungen an, Neuantragstellern wird grundsätzlich eine telefonische Projektberatung vorab empfohlen – damit nach der schwierigen Coronazeit wieder möglichst viele Kinder und Jugendliche über Popmusik einen Zugang zu kultureller Bildung erfahren können.

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Der Bundesverband Popularmusik e.V. möchte mit „Pop To Go“ mithilfe von Popularmusik Kinder und Jugendliche in ihrem Selbstbewusstsein und ihren Fähigkeiten bestärken. Er setzt damit niedrigschwellig mitten im Leben der Zielgruppe an und erreicht Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 18 Jahren, die einen erschwerten Zugang zu kulturellen Angeboten haben. Ihre Familien können sich meist keinen Gesangs- oder Musikunterricht leisten. Bündnispartnern stehen fünf Projektformate als Rahmen zur Verfügung. Die Formate können einzeln, parallel oder aufeinander aufbauend genutzt werden. Umgesetzt werden die Projekte von Bündnissen aus verschiedenen Bildungseinrichtungen, sozialräumlichen Partnern und kulturell-künstlerischen Einrichtungen.