Navigation und Service

-

Daddelst du noch oder filmst du schon?

In den Ferienworkshops „Media in Motion“ werden Kinder und Jugendliche in Medienkompetenz geschult. Die Teilnehmenden entfalten dabei ihre Kreativität und Selbstwahrnehmung. Das Highlight am Ende sind die Filmpräsentationen im Filmmuseum Potsdam.

„Vom Daddeln zum Selbermachen“ – Das ist das Motto der „Kultur macht stark“-Ferienworkshops „Media in Motion“. Kinder und Jugendliche gehen auf Entdeckungstour in ihrer Heimatstadt Potsdam, erforschen kulturelle Orte wie Schlösser oder Museen und machen sich ganz nebenbei vertraut mit geschichtlichen Hintergründen. Nach der Kennenlern- und Entdeckungsphase geht es an die filmische Umsetzung: vom Storyboard bis zum geschnittenen Film. Dabei lernen die Teilnehmenden diejenigen Medien noch einmal anders kennen, die sie sonst nur konsumieren. Damit das gelingt, haben sich das Potsdam Museum, das Filmmuseum Potsdam, der Treffpunkt Freizeit Potsdam sowie die Leonardo Da Vinci Gesamtschule zusammengeschlossen.

Das Bündnis eröffnet Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von neun bis 18 Jahren neue Perspektiven. Das letzte Projekt fand in einem Zeitraum von fünf Tagen in den Osterferien 2022 statt. Im vergangenen Jahr wurden zudem bereits vier Ferienworkshops realisiert, drei weitere sind in diesem Jahr geplant. Teilnehmen können jeweils 16 Kinder und Jugendliche. Sie werden von zwei pädagogischen und künstlerischen Fachkräften begleitet. Die meisten Jungen und Mädchen kamen aus den Potsdamer Randlagen wie Schlaatz, Stern und Zentrum Ost.

Ein Speed-Dating zum Kennenlernen

„Die sozialen Verhältnisse, aus denen jemand kommt, sagen nichts über dessen Begabungen aus“, sagt Martin Leeder, Workshopleiter, Komponist und Sounddesigner vom Medieninstitut Potsdam. Das Entscheidende sei doch, dass die Kinder und Jugendlichen gefördert werden, da sie so ihre Stärken und Interessen und damit auch ihre Individualität und Identität kennenlernen. Für den Komponisten hat sich als pädagogische Kennenlernmethode das „Speed-Dating“ bewährt. Fragen, die dabei gestellt wurden, sind unter anderem: Was ist dein Lieblingsessen? Wenn du ein Tier wärst, was für eines wärst du? Was ist deine ganz persönliche Superpower? „So erfahren wir Kursleiterinnen und -leiter und die anderen Projektteilnehmenden auf spielerische Art und Weise, wer mit welchen Stärken punkten kann“, erläutert Martin Leeder.

Durch das Speed-Dating entstehe eine vertrautere Atmosphäre, aus Fremden werden Bekannte und „am Ende der fünf Tage haben sich einige Freundschaften geformt“, so Leeder.

Die Medientalente der Kids wurden nach und nach im Workshop sichtbar. So konnte eine Teilnehmerin zum Beispiel gut Drohne fliegen, ein anderer Teilnehmer hatte Lust zu filmen, wieder eine andere übernahm den Filmschnitt. „Uns ist in den Workshops wichtig, dass wir alle in ihren individuellen Interessen und Stärken fördern und sie so in ihrer Selbstwahrnehmung stärken.“

Die Heimat besser kennen- und schätzen lernen

Was das Speed-Dating darüber hinaus häufig ans Licht bringt, ist, dass die Kinder und Jugendlichen meist nicht sagen können, was ihr Lieblingsort in Potsdam sei. „Schade“ – wie Leeder findet – schließlich leben sie in einer Stadt mit aufregender Geschichte, voller preußischer Schlösser und Gärten. Doch die meisten wissen nichts über die kulturträchtigen Spots ihrer Heimat und waren meist auch noch nie im Museum. „Media in Motion“ möchte nicht nur die Medienskills erweitern, sondern die Heranwachsenden zudem mehr für ihre Heimat begeistern. Dazu wurde unter anderem die Dauerausstellung „Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte“ im Potsdam Museum, einem der Bündnispartner, besucht. „Die Mädchen und Jungen haben erfahren, welche Persönlichkeiten und Entwicklungen, welche preußischen Könige ihre Stadt geprägt haben. Nachdem wir das Schloss Sanssouci besucht haben, konnten sie sagen, dass das prunkvolle Gebäude auf Friedrich den Großen zurückgeht.“ Das sei beispielbildend und habe bei den Kindern und Jugendlichen immer mehr Neugierde für die Stadtgeschichte geweckt.

Generell war die Workshopgruppe viel draußen unterwegs – filmte mit dem Tablet oder mit der Virtual-Reality-Kamera. „Die beeindruckende Potsdamer Umgebung ist ein toller Trigger für kreative Ideen“, beschreibt Martin Leeder. Allerdings nicht bei Regen und Minustemperaturen. Wenn das Wetter nicht mitspielen wollte, konnte Martin Leeder spontan und unkompliziert bei Uwe Rühling, dem pädagogischen Leiter des Treffpunkts Freizeit, anrufen. Er hat die Räumlichkeiten des Familienzentrums zur Verfügung gestellt.

Filmpräsentation ist krönender Abschluss
Vier Kinder vor einem Computerbildschirm
Der Programmpartner im Projekt „Media in Motion“, die Türkische Gemeinde in Deutschland, unterstützte den Osterferienworkshop mit technischem Equipment. © Martin Leeder

Was als filmisches Endergebnis bei „Media in Motion“ herauskommt, kann sich sehen lassen: Auf der Website des Medieninstituts Potsdam sind die bereits realisierten Filme zu sehen. Im Winterferienworkshop haben die Teilnehmenden unter anderem mehrere Kurzfilme umgesetzt. Der erste heißt „Freundschaft“ und spielt in den herrschaftlichen Räumen im Schloss Sanssouci. In einem anderen Kurzfilm „Ultimate Iphone“ machen sich zwei Jungs über den Handywahn im Internetzeitalter lustig.

Mit beeindruckenden visuellen Effekten versehen ist der Film „Dave im Netz“, der von einem Jungen handelt, der von einem Computervirus befallen wird. Durch ihn wird er immer tiefer in die virtuelle Welt hineingezogen. Mit einer Virtuell-Reality-Brille auf den Augen bewegt er sich im Cyberspace. „In den Filmen verarbeiten die Kinder und Jugendlichen, was ihnen wichtig ist – sie können ihrer Fantasie freien Lauf lassen“, beschreibt Martin Leeder. Am fünften und letzten Tag des Ferienworkshops wurden die Filme im Filmmuseum Potsdam präsentiert. Ehemalige Workshopteilnehmende, Freunde und Eltern durften dabei sein. „Das ist zum Schluss immer ein ganz besonderes Highlight.“

Letztendlich hat Martin Leeder die Neun- bis 18-Jährigen nicht nur mit einem eigenen Filmergebnis in der Hand verabschiedet, sondern auch mit zukünftigen Berufswünschen wie „Komponist“, „Filmproduzentin“, „Schauspielerin“ oder „Cutter“. Und die Frage nach dem Lieblingsort in Potsdam konnten die meisten am Ende auch beantworten.

Box_title

Im Projekt „Media in Motion“ haben sich die vier Bündnispartner Leonardo Da Vinci Gesamtschule, der Treffpunkt Freizeit, das Filmmuseum Potsdam und das Potsdam Museum zusammengeschlossen, um mehrere Ferienworkshops umzusetzen. Als Programmpartner unterstützt die Türkische Gemeinde in Deutschland. Der Treffpunkt Freizeit, ein anerkanntes Familienzentrum der Stadt, stellt seine Räume für das Projekt zur Verfügung. Im Potsdam Museum besuchen die Kinder und Jugendlichen die dortigen Ausstellungen. Gleiches gilt für das Filmmuseum Potsdam. Zudem werden im dortigen Kinosaal die Filme am Ende eines jeweiligen Ferienworkshops gezeigt. Diese sind zum Teil auf der Website des Medieninstituts Potsdam zu sehen.