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Akrobatik in der Manege und an den Töpfen

Brennende Zuckerwürfel auf dem Nachtisch und leuchtende Hula-Hoops um die Hüften – das sind ein paar der Zutaten im Workshop „Köstlich leuchtende Circuswoche“.

Zusammen mit der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete Bad Karlshafen und dem Mädchenhaus Kassel organisierte der Circus Rambazotti 2022 im Rahmen von „Kultur macht stark“ die „Köstlich leuchtende Circuswoche“. Im Vordergrund stand neben der Akrobatik das Kochen. „Die Jungs und Mädchen waren sehr daran interessiert, kochen zu lernen. Bei vielen ist das Schneiden einer Zwiebel schon ein Abenteuer“, erzählt die Projektleiterin und Zirkuspädagogin (BRG) Iris Riedmüller.

Für die Gruppe, für den Körper, für die Freude

Mit Langezeitbelichtung aufgenommenes Bild zeigt Lichteffekte und Jonglage
Manege frei für eine große Show mit Lichteffekten. © Circus Rambazotti

Das Angebot richtete sich unter anderem an geflüchtete Kinder und Jugendliche, die in Bad Karlshafen untergebracht waren. „Wir haben einen unfassbaren Hunger erlebt und die Schüsseln mehrfach gefüllt,“ berichtet Iris Riedmüller. Umgekehrt wurden die Teilnehmenden im Kochen geschult. „Manche können es und müssen das auch in ihren Familien machen, bei anderen ist noch viel Luft nach oben“. Es wurde meistens vegetarisch gekocht, aber es gab auch einen Grillabend, bei dem das Zubereiten von Würstchen (auch vegetarische) im Vordergrund stand. Gleichzeitig wurde vermittelt, wie wichtig es ist, sich um seinen Körper und eine gesunde Ernährung zu kümmern.

Essen als eine Komponente des modernen Zirkus

„Das Essen, das Kochen und Servieren so attraktiv zu gestalten wie die Zirkuskunst und den Kindern Spaß am Kochen zu vermitteln – das war unser Ziel.“ Bei dem Konzept, das Essen in die Vorführung zu integrieren, hat sich ihr Team an Dinner-Shows und am Varieté orientiert und Köche eingebunden. Bei der Abschlussvorstellung erhielten die Gäste kleinere Gerichte, die passend zum Motto angerichtet waren, wie beispielsweise Linsensalat in essbaren Schälchen mit Wunderkerzen darin oder ein Nachtisch mit einem brennenden Zuckerwürfel. Den Stolz, mit dem die Teilnehmenden ihre selbst zubereiteten Speisen servierten, spürten alle Anwesenden. „Da war eine große Rührung im Raum.“

Freude, Zusammenhalt und Disziplin

Parallel zum Kochen wurden die Kinder in die verschiedenen Zirkusdisziplinen eingeführt – passend zum Thema Leuchten und angeleitet von Zirkuspädagogen und Artisten: „Wir haben zusammen mit den Kindern und Jugendlichen eine Show mit LED-Bällen, beleuchteten Hula-Hoops und Poi-Bällen (Bällen an Ketten) und auch mit Feuer-Hula-Hoops und Feuerfächern einstudiert.“ Für Iris Riedmüller ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis, die Freude der Kinder und Jugendlichen mitzuerleben, wenn ihnen eine Übung gelingt. „Wenn sie zum Beispiel mit dem Feuerspringseil springen können, blühen sie regelrecht auf“, erzählt sie begeistert. Bei der leuchtenden Woche wurde auch ein Zauberlehrer dazugeholt, der Seiltricks gezeigt hat. Anfangs hatte die Projektleiterin Bedenken, da die Gruppe eher wild war und sich vor allem für die Kunststücke mit Feuer interessierte. Umso erstaunter war sie, als die Teilnehmenden brav in einer Reihe standen und dem Zauberlehrer zuschauten. „Auf der einen Seite erleben die Kinder und Jugendlichen den Zusammenhalt in der Gruppe. Anderseits führt das gemeinsame ,Auftreten Wollen‘ zu mehr Disziplin,“ erläutert sie den Effekt.

Bündnispartner als enge Verbündete

Mit der Einrichtung in Bad Karlshafen und auch dem Mädchenhaus Kassel verbindet der Circus Rambazotti eine langjährige Bündnispartnerschaft. „Viele Jugendliche aus Bad Karlshafen, die einmal an einem Projekt teilgenommen haben, kommen auch danach noch bei uns vorbei und bringen ihre Freunde mit. Das ist superschön und freut uns.“ Auch das Mädchenhaus vermittelt immer wieder Kinder und Jugendliche aus Familien, in denen es Schwierigkeiten gibt. Die Brüder der Mädchen nutzen die Angebote von „Kultur macht stark“ ebenso: „Die Bündnispartner bewerben mit, kommunizieren mit, reflektieren mit uns und stehen uns bei Problemen zur Seite.“

Pläne für 2023

Diese enge Zusammenarbeit zwischen den Bündnispartnern ist wichtig, um die Bildungsangebote auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im strukturschwachen beziehungsweise ländlichen Raum abzustimmen. „Ohne die Förderung über ,Kultur macht stark‘ wäre das nicht möglich“, sagt Iris Riedmüller, die sich schon auf die Angebote in diesem Jahr freut. Beim Circus Rambazotti stehen im Landkreis Kassel „Kultur macht stark“-Projekte im Emstal und auf dem Dörnberg im Programm. Neben der leuchtenden Woche wird es unter anderem eine tierische Woche geben und eine Woche zum Thema „Alles rund“.

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Die „Köstlich leuchtende Circuswoche“ vom Circus Rambazotti wird über das „Kultur macht stark“-Projekt „Zirkus gestaltet Vielfalt“  von der Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e.V. gefördert. Diese entwickelt und unterstützt verschiedene Projekte, bei denen Kinder und Jugendliche die Welt des Zirkus besser kennenlernen können. Ziel ist es, dass die lokalen Bündnisse langfristig bestehen und möglichst über den Projektzeitraum hinaus aktiv sind.